ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste für sicherheitsunempfindliche Anwendungsfälle in Streitkräften

Abgrenzung

  1. Dieses Dokument beschreibt die Nutzung von ChatGPT und vergleichbaren Web-Diensten in Streitkräften für Informationen, welche nicht der militärischen Sicherheit unterliegen. Dieses Dokument beschreibt keine darüber hinausgehende und/oder anderweitige Nutzung von ChatGPT und vergleichbaren Web-Diensten, anderen Generative-AI-Lösungen, AI-Lösungen oder sonstigen Technologie-Lösungen in Streitkräften und/oder anderen privaten oder öffentlichen Organisationen.
  2. Angehörige von Streitkräften nutzen andere Technologie-Lösungen als ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste für die Verarbeitung von Informationen, welche der militärischen Sicherheit unterliegen.
  3. Bei ChatGPT und vergleichbaren Lösungen handelt es sich um Web-Dienste ähnlich wie Google Search anstelle um Cloud-Dienste ähnlich wie Google Drive. Eine offizielle Abgrenzung zwischen Web- und Cloud-Diensten ist dem Autor nicht bekannt. Anfragen an verschiedene Ministerien und Behörden brachten keine Abgrenzungsdefinition zutage.

Web-Dienst anstelle Cloud-Dienst

  1. Ähnlichkeit zu Suchmaschinen ChatGPT und ähnliche Web-Dienste sind funktional vergleichbar mit Web-Suchmaschinen wie Google Search, da beide auf Benutzereingaben reagieren und sofortige Antworten liefern. Wie bei Web-Suchmaschinen erfolgt die Interaktion mit ChatGPT und vergleichbaren Web-Diensten durch eine Eingabemaske und die Ausgabe erfolgt unmittelbar.
  2. Kurzlebige Textfragmente Die eingegebenen Daten bestehen sowohl bei ChatGPT und vergleichbaren Web-Diensten als auch bei Google Search in der Regel aus kurzen Textfragmenten oder einzelnen Sätzen. ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste verarbeiten und beantworten diese Eingaben, ohne sie zwingend langfristig zu speichern.
  3. Echtzeit-Datenverarbeitung mit flexibler Datenhaltung Die Hauptfunktion besteht sowohl bei ChatGPT und vergleichbaren Web-Diensten als auch bei Google Search darin, Anfragen in Echtzeit zu verarbeiten und sofortige Antworten zu liefern. Benutzer haben sowohl bei ChatGPT und vergleichbaren Web-Diensten als auch bei Google Search die Kontrolle darüber, Eingaben zu speichern, nicht zu speichern und/oder zu einem späteren Zeitpunkt zu löschen. Diese flexible Datenhaltung unterscheidet sowohl ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste als auch Google Search von Cloud-Diensten, die oft auf eine dauerhafte Datenspeicherung und -verwaltung ausgelegt sind.

Lage

  1. Anwender können durch ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste erhebliche Produktivitätssteigerungen in der Informationsrecherche, Ideenfindung und Dokument-Anfertigung realisieren. Die Produktivitätssteigerung äußert sich in qualitativ hochwertigen Text-Erzeugnissen, deren Anfertigung in einem Zehntel der Zeit erfolgen kann.
  2. Die Herausforderung besteht im Finden von Anwendungsfällen in einem Arbeitsgebiet, der Schulung der Anwender und der Weiterentwicklung der Organisationskultur und nicht in der Prüfung, ob ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste Produktivitätssteigerungen mit sich bringen.
  3. Angehörige von Streitkräften nutzen bereits heute ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste für Anwendungsfälle, welche nicht der militärischen Sicherheit unterliegen. Die Herausforderung in Bezug auf ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste in Streitkräften besteht vor allem in der Weiterbildung der Anwender zur korrekten Nutzung. Bislang haben viele Streitkräfte keine Schulungen für Anwender von ChatGPT und vergleichbaren Web-Diensten durchgeführt.
  4. Angehörige von Streitkräften müssen alle Regeln, Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensanweisungen hinsichtlich der militärischen Sicherheit, der Informationssicherheit, des Datenschutzes und des Urheberrechts beachten.
  5. Organisationselemente in Streitkräften müssen ihre rechtlichen, organisatorischen, prozessualen und/oder organisationskulturellen Sichtweisen in Bezug auf ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste nicht vereinheitlichen, solange sie nicht gemeinsam an einer Weisung, Regelung oder anderen Art der Rechtsvorschrift arbeiten.
  6. Manche für die Informationssicherheit zuständigen Organisationselemente von Streitkräften bewerten, dass eine technische Sperrung bestimmter Web-Dienste nicht umfassend, beispielsweise aufgrund ständig neu entstehender vergleichbarer Web-Dienste, und nur unterstützend zu einer Aufklärungskampagne sein kann. Diese Organisationselemente bewerten zudem, dass Sperrungen und Verbote von Web-Diensten zukünftig vermehrt unterlaufen werden, da die Beschaffungs- und Einführungsprozesse in vielen Streitkräften zu langsam für aktuelle technologische Entwicklungen sind.
  7. In vielen Streitkräften laufen verschiedene Generative-AI-Einführungsprojekte nebeneinander, wobei entsprechende Anwendungen für die Benutzer erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen werden. Bis zur Einführung von ChatGPT-ähnlichen Anwendungen für alle militärischen Anwendungsfälle aller Anwender werden Anwender in Streitkräften weiterhin ChatGPT und vergleichbare Web-Dienste für Anwendungsfälle nutzen, welche nicht der militärischen Sicherheit unterliegen.
  8. Dienststellen in Streitkräften steht es frei, zur Sicherstellung der militärischen Sicherheit und der Informationssicherheit dienststellen-interne Schulungen durchzuführen. Im Rahmen dieser Schulungen können Dienststellen sowohl die militärische Sicherheit und Informationssicherheit stärken, als auch die Dienststellen-Angehörigen im Umgang mit ChatGPT und vergleichbaren Web-Diensten schulen.